Mit Fleiß, Willensstärke und Motivation zum Ziel. Lutfi Eywaz hat bei R+S eine Ausbildung als Elektroniker absolviert
Veröffentlicht am: 23.11.2020
Lutfi Eywaz ist vor fünf Jahren von Syrien nach Deutschland gekommen – ohne ein Wort Deutsch sprechen zu können. Inzwischen hat er bei der R+S Group in Fulda erfolgreich eine Ausbildung absolviert und arbeitet als Elektromonteur an großen Projekten mit.
„Wir sind alle unglaublich stolz auf Lutfi“, berichtet Roxanne Plappert. Sie ist Personalreferentin und betreut die Auszubildenden bei R+S. „Er beherrscht die deutsche Sprache inzwischen sehr gut und hat seine Ausbildung als einer der besten seines Jahrgangs abgeschlossen – und das alles in kurzer Zeit.“
Der 30-jährige Lutfi Eywaz ist Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik. 2017 hat er die Ausbildung bei R+S begonnen, im Juli 2020 hat er den Gesellenbrief erlangt. Der gebürtige Syrer, der jetzt in Großenlüder wohnt, sei online auf das Unternehmen und die Ausbildungschance aufmerksam geworden. „Als ich im November 2015 nach Deutschland gekommen bin, habe ich sogleich einen Sprachkurs an der Volkshochschule belegt und das Zertifikat B1 erworben“, erzählt Eywaz. Knapp ein Jahr später hatte er das Vorstellungsgespräch bei R+S. „Ich war begeistert, wie gut sein Deutsch war“, berichtet Andreas Salfer, Projektleiter und Ausbildungsmeister. „Außerdem war und bin ich – auch heute noch – beeindruckt, wie hoch Lutfis Motivation ist und wie groß sein Wissensdurst ist.“ Sein Interesse an dem Beruf des Elektronikers sei enorm, er liebe seinen Beruf. „Ich wollte gerne auf der Baustelle arbeiten, körperlicher Arbeit nachgehen und mit meinen Händen etwas schaffen“, sagt der 30-Jährige. Während der Ausbildung habe er den Beruf immer wieder neu für sich entdeckt und ständig etwas dazu gelernt. „Ich war immer wieder von Neuem fasziniert, welche Möglichkeiten sich mir bieten.“ Er freue sich, dass er einen Job ausübt, der in aktuelle Entwicklungen eingebunden ist und den Fortschritt mitgeht. Erneuerbare Energien, Smart Home, autarke Energieversorgung: „Es ist toll, dass ich mit solchen Techniken arbeiten und sie selbst einsetzen und anwenden kann“, sagt Eywaz.
Individuelle Förderung der Azubis
Andreas Salfer hat Eywaz während seiner gesamten Ausbildung begleitet. „Sein Werdegang bei uns im Unternehmen ist wirklich bemerkenswert“, betont der Projektleiter. „Beispielsweise haben die drei besten Azubis im zweiten Lehrjahr begonnen, mit dem KNX-Gebäudetechnik-Programm zu arbeiten. Das ist eine besondere individuelle Förderung bei uns. Lutfi war einer dieser drei besten.“
Ebenfalls stolz sind Eywaz Ausbilder auf seine schulischen Leistungen während der Ausbildung: „In allen technischen Fächern hat er immer eine 1 gehabt. Bloß in Deutsch nicht, aber sogar in diesem Fach hatte er im Abschlusszeugnis eine 2“, lobt ihn Salfer. Der 30-Jährige konnte seine Abschluss- beziehungsweise Gesellenprüfung schließlich sogar aufgrund seiner guten Noten und seiner hervorragenden Arbeit vorziehen und somit um ein halbes Jahr verkürzen – mit der Abschlussnote 1.
„Viele andere Azubis haben oder hätten Probleme, die Themen in einer so kurzen Zeit zu verstehen und umzusetzen und nebenher noch zwei Sprachen zu lernen“, sagt Plappert. Denn Lutfi Eywaz hat nicht nur Deutsch gelernt, sondern auch Englisch. Damit hat er in Verbindung mit der Gesellenprüfung den Realschulabschluss erlangen können. Zudem hat er 2020 seinen Führerschein gemacht. „Lutfi ist super bescheiden, er nimmt selbst kaum wahr, was er alles erreicht hat“, sagt Roxanne Plappert.
„Ich frage mich immer: Was will ich in einem Jahr, was will ich in fünf Jahren erreicht haben? Wer will ich sein?“, erklärt Eywaz seine Motivation. Er möchte immer besser werden und setze sich immer wieder ein neues Ziel, auf das er hinarbeitet. „Jeder kleine Schritt bringt mich weiter. Ich lerne auch aus Fehlern, denn Fehler sind Erfahrungen. Deswegen sage ich auch nicht, dass etwas unmöglich ist, sondern dass ich arbeiten, Zeit investieren und fleißig sein muss, um meine Ziele zu erreichen.“
Um Erfolg zu haben, liest sich der 30-Jährige beispielsweise in viele Themen ein. Dafür besorge er sich meistens Fachliteratur oder recherchiere online auf autorisierten Experten-Seiten. „Jederzeit kann er auch auf mich oder einen anderen Experten beziehungsweise Vorgesetzten im Unternehmen zukommen, wenn er Fragen hat“, sagt Salfer. Er lobt Eywaz: „Er stellt seine Fragen immer gesammelt und ‚stört‘ nicht alle paar Minuten. Die Zusammenarbeit mit Lutfi ist wirklich top.“ Wie Eywaz selbst sagt, lege er großen Wert darauf, strukturiert und organisiert zu arbeiten. „Ich weiß, dass Leistung mit Zeit gleichzusetzen ist. Und Zeit ist Geld. Ich sehe die Zusammenarbeit als Teamarbeit, deswegen möchte ich meine Kollegen berücksichtigen und niemanden die Zeit stehlen. Ich möchte mich selbst wohlfühlen und deswegen keinen Stress für mich oder für meine Kollegen aufbauen – wir wollen effektiv arbeiten.“
„Wenn jeder Azubi so eine Motivation und Einstellung hätte, wäre das mehr als wunderbar“, sagt Andreas Salfer stolz. Auch nach seiner abgeschlossenen Ausbildung arbeitet Eywaz mit Salfer zusammen und unterstützt ihn bei Projekten. „In Düsseldorf betreuen wir zwei Hotels, die neu gebaut werden. Eins davon mit sieben Etagen und 200 Zimmern plant Lutfi komplett selbst: Die Stromkreisläufe und wie etwas geschaltet sein muss“, berichtet Salfer. „Er erstellt Montagepläne und unterstützt die Projektleitung. Ich kenne keinen Gesellen, der das kann. Lutfi ist zwar Geselle, aber eigentlich ist er schon eine Stufe weiter – sozusagen ‚Obermonteur‘.“
Ausblick
Ein weiteres Büroprojekt in Aschaffenburg, an dem Eywaz mitarbeitet, ist schon in Planung. „Ich freue mich auf jedes Projekt und über jeden Arbeitsauftrag“, sagt der 30-Jährige. „Wenn man fertig ist, ist man stolz auf das Projekt, das man verwirklicht hat.“ Lutfi Eywaz möchte in Zukunft auf jeden Fall bei der R+S Group bleiben. „Ich fühle mich sehr wohl und habe in dem Unternehmen viele Möglichkeiten und Chancen. Hier erfahre ich Unterstützung.“ Gerne möchte er sich weiterbilden, die Meisterprüfung absolvieren und als Projektleiter tätig sein. „Man lernt nie aus, nur immer dazu. Ich freue mich auf meinen weiteren Weg“, betont der gebürtige Syrer. „Im Leben gibt es immer Herausforderungen, man darf nur nicht aufgeben. Man muss weiterkämpfen und darf sich nicht unterkriegen lassen.“
Foto1: Lutfi Eywaz
Foto2: Andreas Salfer und Roxanne Plappert sind stolz auf die Leistungen des 30-jährigen Lutfi Eywaz (Mitte).
Artikel und Fotos von Julia Hess | Mediengestaltungs- und Vermarktungs GmbH & Co. KG
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